Gorillas im Nebel

Ich will gar nicht nachschauen um wie viele Monate sich dieser Beitrag verspätet hat, aber was lange währt wird endlich gut.

Kreuz und quer durch Uganda ging die Reise mit wenigen Highlights und vielen Lowlights, aber der Ausblick auf die Begegnung mit den Gorillas hält uns bei Stange. Gebannt aktualisieren wir am Vorabend minütlich die Wettervorhersage, denn bei Regen ist der Aufstieg zu den Berggorillas unmöglich, genauso wie ein Verschieben der Tour. Und was sagt die Wettervorhersage: Regen. Vor wenigen Tagen hatte es hier sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen gegeben, aber zum Glück werden die Regenfälle seitdem seltener und kürzer. Das lässt hoffen.

Mitten in der Nacht klingelt der Wecker. Schlaftrunken geht es zu einem schnellen Frühstück und dann auf zur Fahrt in die Berge. In der Nacht hatte es geregnet, der Boden ist feucht und durchweicht, aber aktuell regnet es nicht. Nur der Nebel hängt tief und dicht und versperrt die Sicht, aber je höher wir kommen desto mehr bessert sich auch dies.

Nebel im Regenwald in Uganda.
Nebel im Regenwald in Uganda. (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.

Vor Ort beginnt die Einweisung. Wir werden gewarnt, der Aufstieg sei schwierig und gefährlich. Wer sich verletzt oder den Aufstieg aus anderen Gründen nicht fortsetzen könnte, muss auf eigene Kosten zu Fuß von Trägern geborgen werden: Eine Bahre mit 4 Trägern, genannt „African Helicopter“ koste 500 Dollar. Aber nicht die Kosten schocken uns, sondern die Gefahr eventuell keine Gorillas sehen zu können, denn eine Garantie gebe es nicht. Sobald ein Gorilla gesichtet würden, liefe außerdem die Uhr und nach einer Stunde müsse zum Schutz der Tiere die Safari beendet werden (unabhängig davon wie viele Tiere man zu Gesicht bekäme). Dann werden wir auf Kleingruppen á 8 Personen aufgeteilt und wir haben die Möglichkeit „Träger zu mieten“. Wir fühlen uns in unserer Gruppe alle etwas unwohl einen Träger zu mieten, mit den Bildern von alten herrschaftlichen Kolonisten im Hinterkopf. Doch unser Guide empfiehlt uns dies dringendst. Die Entscheidung einen von den jungen Kerlen zu engagieren war schlussendlich Gold wert. Nicht nur dass er Rucksack und Kameraausrüstung schleppte, er war auch eine unverzichtbare Hilfe beim Aufstieg.

Denn der Aufstieg und die Suche nach den Gorillas ist die Hölle. Man sagt viel zu häufig, dass eine Aktion einen an die Grenzen gebracht hätte, aber dieser Aufstieg ist absolut und wortwörtlich grenzwertig. Quer durch den Dschungel, durch das mit der Machete geschlagene Dickicht. Auf rutschigem, schlammigen Boden stets bemüht das Gleichgewicht zu halten, geht es steil den Berg hinauf. Manchmal auf allen Vieren, manchmal mehr kletternd als laufend geht es kräftezehrend und ohne Pause immer weiter. Manchmal rettet mich nur ein schneller Griff meines Trägers vorm Absturz. Und Absturz hieße in vielen Fällen die Bergkante steil mehrere hundert Meter in die Tiefe. Wir keuchen, wir schwitzen und bald hat niemand mehr die Energie auch nur ein Wort zu sprechen. Aber keiner von uns will aufgeben. Dafür sind wir einfach zu weit gekommen und wer weiß ob es jemals in unserem Leben eine zweite Chance für eine solche Tour geben würde.

Mach ca. 2 Stunden wisperte der Führer das Zauberwort: „Gorilla“. Wir blicken suchend umher und tatsächlich da sitzt er nur wenige Meter von unseren Füßen entfernt im Dickicht und kaut auf Blättern herum. Eine Stunde haben wir nun Zeit die Bweza Gruppe zu beobachten. Leise und langsam machen wir die Kameras bereit und halten diesen atemberaubenden Moment digital fest. Die Anstrengungen sind vergessen. Und dann erscheint ein zweiter und ein dritter Gorilla, davon ein Junges. „Es seien Brüder.“, meinte der Guide. Wir sind alle überrascht, wie nahe wir dem Tier kommen. Wir sind so nahe, wir könnten die Tiere anfassen.

Berggorilla in Uganda
Berggorilla in Uganda. (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.
(c) by Burkhard Mielke, https://www.drburkhardmielke.de/. All rights reserved.

Die Tiere sind vollkommen unbeeindruckt von uns. Der jüngste der dreien, freut sich sogar über unseren Besuch, kommt immer näher und will schließlich an dem Bein einer Person unserer Gruppe hochklettern. Das wird unserem Guide dann doch zu gefährlich. Der Guide gibt dem Kleinen einen Klapps mit der Machete, worauf dieser beleidigt den Kletterversuch einstellt. Auch wir weichen ein paar Schritte zurück. Richtig gefährlich war es für uns nicht, sondern vor allem für die Gorillas: Infektionsgefahr. Irgendwann wird den Brüdern dann zu langweilig und sie klettern einen Baum hoch und verschwinden im Gestrüpp. „Die sind bestimmt zum Rest der Familie zurück. Lass uns den Silbernacken suchen.“, meinte der Guide dann.

Junger Gorilla. (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.

Zum Glück nur etwa 100 Meter weiter geht die Familie ihren Beschäftigungen nach. Ein Dutzend – vielleicht auch mehr – Gorillas scharen sich um dem Silbernacken, die kleinen Kinder nutzen ihn als Kletterspielzeug und Rutsche, während dieser seelenruhig ein Nickerchen hällt. Das Toben und Treiben ist auch für unseren Guide so sehenswert, dass dieser selbst ein paar Fotos schießt und uns ein paar Minuten länger als vorgesehen zuschauen lässt. Aber irgendwann ist dann auch die großzügig verlängerte Stunde rum und wir müssen uns von den Gorillas verabschieden und den Rückweg antreten.

Silbernacken. (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.

Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass der Rückweg einfacher war. Der Aufstieg hatte all unsere Kräfte aufgefressen und so stolpern wir mit zittrigen Knien den Berg herunter. Mehr als einmal kam es zu Beinah-Unfällen, weil niemand von uns die Konzentration oder die Kraft hat, die Füße gezielt voreinander zu setzen, geschweige denn stabilen Halt auf dem schlammigen Berghang zu finden. Aber es war uns in dem Moment egal, da wir vollgepumpt mit Endorphinen und voller Euphorie und Überschwang waren. Wie unglaublich war dieses Erlebnis. Dafür haben sich die Anreise und die eher unterdurchschnittliche Safari mehr als gelohnt.

Zurück im Hotel heißt es erst einmal frisch machen und überlegen, ob die schlammgetränkten Kleidungsstücke noch zu retten seien. Das Hotel hat zum Glück nicht nur einen kompetenten und leidgeprüften Reinigungsdienst, sondern bietet auch „After-Gorilla-Massagen“ an. Das klingt doch mal nach Urlaub.

Wanderslust

12.1 Queen Elisabeth Nationalpark – Kisoro

Wir sagten dem Queen-Elisabeth-Nationalpark ade und fuhren los Richtung Kisoro. Unser Fahrer sagte uns, dass es am Lake Bunyonyi optional die Möglichkeit einer Wanderung gäbe, er uns aber raten würde, unsere Kräfte für das morgige Gorilla-Tracking aufzusparen. Zwei Mitreisende wollten aber dennoch die 14 Kilometer am See entlangwandern.

Was jetzt geschah war das Bescheuertste was ich seit langem erlebt habe. Die beiden stiegen aus dem Auto aus und fingen an zu laufen und Vögel zu fotografieren. Der Rest der Gruppe fuhr in Schritttempo mit ca. 5m Abstand den beiden hinterher. 14 km, ca. 3 Stunden lang fuhren wir hinterher. Die letzten paar hundert Meter ersparte uns der Fahrer, überholte die Wanderer und fuhr zu einem Cafe in welchem wir dann bei einem Bier warteten. So eine unsagbare Zeitverschwendung.

In der Unterkunft wappneten wir uns noch für das anstehende Gorilla-Tracking, prüften ungefähr 100 mal die Wettervorhersage und gingen früh ins Bett.

Queen Elisabeth hat einen großen Busch

11.1. Queen Elisabeth Nationalpark

Noch vor dem Morgengrauen statten wir dem Queen-Elisabeth-Nationalpark einen einen weiteren Besuch ab. Anfangs waren noch ein paar Elefanten, Antilopen, Affen und Vögel zu sehen. Nichts Neues, aber trotzdem ganz nett. Für Abwechslung sorgte ein Stopp an einem aktiven Kratersee, der ununterbrochen Mineralien ausgesondert und deswegen zum Salzabbau genutzt wird. Danach fuhren wir ein einen stark von Büschen bewachsenen Teil des Parks wo es aber außer Büschen nichts weiter zu sehen gab. Büsche so weit das Augereichte, Tiere Fehlanzeige.

Affe im Queen-Elisabeth-Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Am Nachmittag wartete allerdings ein absolutes Highlight auf uns mit dem wir gar nicht gerechnet hatten. Eine Bötchen-Tour sollte etwas Abwechslung in die Fahrt bringen. Ziel war der Kanal zwischen Lake Edward und Lake George. Es war sensationell.

Auf den wenigen Kilometern bekamen wir praktisch alles zu sehen, was das Land an Tieren zu bieten hat und das in großer Menge. Am Nachmittag kommt die Tierwelt nämlich an die Ufer, um zu trinken. Es war ein tolles und unvergessliches Schauspiel, wie Hippos, Krokodile, Antilopen, Büffel, Warzenschweine, Elefanten, Vögel und viele andere zusammenkamen. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus und fühlten uns nach dem leeren Nationalpark mehr als entschädigt. Eigentlich hätte diese Bootstour alleine sogar schon gereicht. Mehr braucht man von dem Park nicht zu sehen.

Trinkende Ekefanten im Queen-Elisabeth-Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.
Queen-Elisabeth-Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Queen Elisabeth ist gut zu Vögeln

10.1. Kibale – Queen Elisabeth Nationalpark

Endlich ausschlafen. Wir durften wirklich bis sieben Uhr morgens im Bett bleiben, denn Abfahrt war erst um acht. Ein kurzer Autosprint von 5 h über den Äquator hinweg führte uns zum Queen Elisabeth Nationalpark in unsere nächste Unterkunft. Die sog. „Bush Lodge“ war eigentlich eher eine Zeltstadt mit Außendusche, machte aber doch einen ganz heimeligen Eindruck.

Im Prinzip hätten wir jetzt jede Menge Freizeit gehabt, aber was soll man in einem Zeltlager mitten im Nirgendwo schon machen. Also beschlossen wir spontan eine zusätzliche Tour zu buchen, nämlich eine Wanderung durch eine Schlucht, um ein weiteres Mal Schimpansen zu sehen. Erst vor Ort erfuhren wir jedoch, dass es dort nur eine einzige Schimpansen-Familie gäbe und die Chancen diese anzutreffen eher mittelmäßig wären.

Regenwald

Vorgehensweise war ähnlich: bewaffneter Ranger, Spuren und Häufchen folgen. Viele Vogelbilder später erhaschten wir tatsächlich einen Blick auf einige Schimpansen in den Baumwipfeln. Diese turnten lautstark umher, waren aber nach einer knappen Minute verschwunden. Also machten wir uns geleitet vom Ranger auf die Verfolgungsjagd. Jetzt ging es wirklich abseits aller Wege, quer durch das Dickicht, über Wurzelwerk und matschigen Stellen, durch Dornengestrüpp und über gefallene Baumstämme.

Schimpanse beim Baumhangeln. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Die Stimmung sank mit jedem Beinahsturz und als die ersten Leute in Dornen hängen blieben wurden die Ausrufe zunehmend aggressiv. Kurz gesagt, wir trafen die Schimpansen nicht mehr, hatten aber auch überhaupt keine Lust mehr auf den Busch. Gerade die älteren Teilnehmer fanden es eine Zumutung, dass von ihnen solch anstrengenden und schwierige Wege abverlangt wurden. (Im Nachhinein zeigte sich, dass dies im Vergleich zum Gorilla-Tracking ein Kinderspiel war.) Zur Aufmunterung zeigte uns der Ranger noch ein paar Vögel und Nilpferde, aber die Stimmung war bereits in Keller.

Fischadler. (c) Jörg Neidig. all rights reserved

Im Anschluss ging es direkt weiter auf eine Safari-Fahrt in der Abenddämmerung, um Raubkatzen anzutreffen. Davon sahen wir aber nichts, sondern machten dafür an jedem Vogel halt. Vögel gab es im Queen Elisabeth Nationalpark so einige, aber sonst nichts. Ich habe noch nie einen so ausgestorbenen Park gesehen. Über weite Strecken fuhren wir durch gähnende Leere; es war fast schon absurd. Erfolglos brachen wir die Tour ab und kehrten zurück zu einem schönen Abendessen im Freien bei Fackelschein. An Schlaf war nicht zu denken, da im Gegensatz zum Nationalpark die nähere Umgebung der Lodge voll von quakendem und schreienden Viehzeug war.

Begegnung mit der lokalen Bevölkerung

9.1.20 Kibale

Man kann ja in Uganda nicht immer nur Tiere anschauen und ein wenig Berührung mit Leute und Leben ist auch mal nicht schlecht. Das passierte bei der Führung durch eine lokale Community zwar recht oberflächlich, aber trotzdem interessant.

Die Schamanon des Dorfes zeigte uns dabei ihre Mittelchen und Heilkunst. Es war spannend zu sehen dass sie einerseits die bekannten und nachgewiesene Naturmedizin beherrschte, z.b. Chinin gegen Malaria, aber andererseits auch Liebestränke und Pulver gegen Regen herstellte. Interessanterweise sagte sie deutlich, dass sie Menschen, die mit richtigen Krankheiten zu ihr kämen, doch direkt ins Krankenhaus schicken würde.

Eine junge Frau zeigte uns danach wie man Kaffeebohnen schält, röstet, malt und zubereitet. Allerdings nicht mit Maschinen, sondern ausschließlich mit einem Holzmörser und ihrem offenen Kochfeuer vor ihrer Lehmhütte. Die Hütte, das Kochgeschirr und die gesamte Umgebung war allerdings so bettelarm und schmutzig, dass wir uns schon sehr überwinden mussten, den fürchterlich verbrannten Kaffee danach zu trinken. Wir haben ihr dann zwar alle etwas von ihren Bohnen abgekauft, den Weg in meinen Koffer haben diese aber nicht gefunden.

und die ganze Affenbande brüllt

9.1.20 Kibale Forest Nationalpark

Der Wecker klingelte zur mittlerweile gewohnten frühen Zeit (Warum tut man sich das im Urlaub eigentlich an?), aber ein herzhaftes Frühstück mit viel Kaffee macht das Ganze erträglich. Die Vorfreude ist in den Gesichtern zu sehen, denn heute steht ein Highlight der Reise an: das Tracking von Schimpansen im Kibale Forest Nationalpark.

Die Fahrt dorthin ist kurz, aber die Registrierung vor Ort dauert ungewöhnlich lange und man muss das Anmeldeformular wirklich in Schönschrift ausfüllen, um durchgewunken zu werden. Im Briefingraum wird uns alles Notwendige erklärt, u.a. dass es dort draußen kein Klo gäbe, dafür aber viele Mücken und dass unser Führer zu unserer Sicherheit bewaffnet sei. Wir wurden dann in Kleingruppen zu je sechs Personen aufgeteilt und begrüßten unsere Führerin, die schon mit der Kalaschnikow auf uns wartete.

Die Kleingruppen fuhren dann zu unterschiedliche Stellen im Park und starteten dort ihre Suche nach den Schimpansen-Familien. Eifrig folgten wir unserer Führerin im Gänsemarsch quer durch den Urwald über Stock und Stein, während sie nach Zeichen Ausschau hielt. Rufe im Wald, frische Fußspuren im Matsch und warme Häufchen wurden von uns verfolgt. Am Ende war es dann aber doch so, dass sie über Mobiltelefon von einem anderen Ranger die Nachricht bekam wo Tiere gesichtet wurden. Also schleunigst auf direktem Weg zur Sichtung und tatsächlich sahen wir dort sofort mehrere der Schimpansen im Baum sitzen und genüsslich Früchte mampfen. Unter dem Baum standen bereits alle anderen Kleingruppen wieder, die natürlich dieselbe Botschaft empfangen hatten. Der Quatsch mit dem kleinen Gruppen war also gerade fürs Klo.

Schimpansen im Kigale Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Dennoch war es toll die Tiere jetzt ungestört für eine gute Stunde beobachten zu können. Diese gingen vollkommen ungerührt ihren Beschäftigungen nach, welche primär aus Essen bestand. Ab und an wurde das unterbrochen durch Begattungsversuche oder wildes Gebrüll, wenn der Falsche einen solchen Versuch startete. Gelegenheit für Hunderte von Fotos gab es sowieso. Wenn es Trocken gewesen wäre, wären die Tiere vielleicht von den Bäumen runter und damit noch näher gekommen, aber das war bei uns leider nicht der Fall. Aber auch so war dies eine ganz besondere Erfahrung, die ich jedem nur wärmstens empfehlen kann!

Schimpansen im Kigale Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Nach einer guten Stunde ging es dann auf schnellem Weg wieder zurück und wir bekamen eine Teilnahmeurkunde ausgehändigt. (Deshalb wohl die Schönschrift bei der Anmeldung.) Die Urkunde wird die Reise im Koffer wohl nicht überleben, die Erinnerung werden hoffentlich bleiben.

Auf die Pirsch

6.1.20 Murchison Falls National Park

Highlight im Norden des Landes Uganda ist der Murchison Falls National Park. Vormittags steht ein „Game Drive“ an, also die Fotosafari mit dem Geländewagen durch den Park. Am Nachmittag geht es mit dem Boot über den Nil zu den Murchison Wasserfällen.

Um sieben Uhr früh war Abfahrt in den Park. Frühstück hatten wir für 6 Uhr bestellt. Das klingt nach sehr viel Zeit. War es aber nicht, da ich verschlafen hatte und erst um Viertel nach 6 geweckt wurde.

Gleich vorweg, der Tag war ganz OK, nicht toll, aber auch nicht wirklich schlecht. Auf der Pirsch durch den Nationalpark hatten wir die Gelegenheit viele Giraffen, kleinere Elefantenherden, Büffel, jede Menge Antilopen, Wildschweine, und natürlich das Nationaltier, den Kob, zu sehen. Die richtig spannenden Tiere wie Löwen oder Leoparden waren aber bis zum Schluss nicht zu sehen. Dafür gab es jede Menge Vögel, was einige Mitreisende praktisch in Ekstase versetzte, ich aber mehr als langweilig fand.

Richtig entsetzlich war allerdings, dass der Park eine einzige Baustelle war. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Man hat im Park Öl gefunden und Uganda hat die Förderrechte an ein chinesisches Unternehmen vergeben, welches im Gegenzug mehrspurige Autobahnen durch das ganze Land baut. Also nochmal zum Mitschreiben, im Nationalpark wird jetzt Öl gefördert. Die ersten Pumpen sind schon in Betrieb und weitere werden gerade aufgebaut. Dafür sind schwere Baumaschinen den ganzen Tag im Park unterwegs und reißen eine riesige Schneise durch die Steppen und Wälder. Außerdem wird quer durch den Park eine mehrspurige Autobahn gebaut und eine entsprechend mächtige neue Brücke über den Nil errichtet. Im 30-Sekundentakt fuhren Kipplaster, Betonmischfahrzeuge, Raupenbagger in einem Affenzahn mit Getöse und einer riesigen Staubwolke an uns vorbei. Man fährt an großen planierten Flächen vorbei, an Schutthalden und Steinbrüchen. Wir konnten vor Entsetzen unseren Augen nicht trauen. Tja, der Park ist wohl futsch und ich muss jedem ganz klar davon abraten diesem Park zu besuchen.

Etwas besänftigt hat uns das Mittagessen in der „Paraa Safari Lodge“. Diese Lodge ist wunderschön am Nil gelegen und bietet einen sehenswerten Blick über die noch unberührte Landschaft.

Danach ging es auf zur Bootsfahrt auf dem Nil. Das war wirklich schön. Wir fuhren mit einer kleinen Barkasse von der Bootsanlegestelle bis zu den Murchison Falls und konnten dabei die bunte Tierwelt im Gewässer und am schilfbewachsenen Ufer bestaunen. Mein persönliches Highlight war Nilpferde zu sehen. Echte Nilpferde im Nil. Im buchstäblichen Nil! Ansonsten gab es wieder jede Menge Vögel. Der Fairness halber muss ich erwähnen, dass die Mitreisenden sehr entzückt von den Kingfischern waren, die ihre Nester in die Lehmfelsen des Ufers geschlagen haben. Wasserfälle hat man ja mittlerweile viele gesehen, aber dieser war wirklich imposant, da sich hier der gesamte Nil durch eine enge Felsspalte drängt.

Insgesamt war es dadurch eben ein schöner Tag mit einem etwas bitteren Nachgeschmack.

Uganda, ich komme

Uganda als Urlaubsziel wäre mir jetzt nicht so direkt eingefallen. Doch eines Abends rufte mein Freund Burkhard an und meinte, er hätte einen tolles Urlaubsangebot gefunden, weil in Uganda gäbe es Gorillas. Naja, was soll ich sagen: ich fahre nach jetzt nach Uganda.

3.1.20 Frankfurt, (Vor-)Anreise

Praktisch als Vorspiel zum Urlaub in Uganda musste ich heute schon nach Frankfurt fahren. Der Flug startet zwar erst am 4.1., aber dafür bereits um 7 Uhr morgens. Wenn man dann zwei Stunden vorher einchecken soll und noch 2,5 Stunden Zugfahrt von Nürnberg zum Frankfurter Flughafen rechnen muss, dann scheint eine Übernachtung in einem Airport- Hotel plötzlich attraktiv. Die Zugfahrt war recht unspektakulär. Wie üblich war der Zug überfüllt und die Gäste standen in den Gängen. Im Frankfurt Hbf ging es dann nicht weiter, weil die Bahn es nicht hinbekam den Fahrplan in die Lok zu laden. Auf der letzten Strecke zum Hotel habe ich mir dann den Hintern abgefroren, da ich aus Gründen des leichten Gepäcks weder Winterjacke noch Pullover dabei hatte.

4.1.20 Frankfurt – Kibele – Entebbe

Der Wecker klingelte um 4 Uhr früh. Mehr muss man über den Tag eigentlich nicht wissen.

Nach dem kurzen Hüpfer nach Brüssel, musste ich feststellen, dass die Transferzeit recht knapp bemessen war. Es reichte gerade noch so zum Kauf eines hochprozenigem Getränks ( wichtig, der Gesundheit wegen). In der Schlange vor dem Boarding traf ich meine Mitreisenden. Viel Austauschen konnten wir uns aber nicht, da wir quer über das Flugzeug verteilt saßen. Erstes Highlight: ein Upgrade nach Premium Economy.
Was der Reiseveranstalter aber nicht für notwendig gehalten hat uns mitzuteilen, war, dass es sich nicht um einen Non-Stop-Flug handelte. Keine Ahnung, ob wir umsteigen müssten oder was das bedeutet. Unsere Befürchtung: Wenn wir das Flugzeug wechseln müssten, wäre es um den gerade erworbenen Schnapps geschehen. Zum Glück konnten wir beim Aufenthalt in Kigali einfach im Flieger sitzen bleiben und es ging nach kurzer Pausen weiter nach Entebbe. Zweites Highlight: ein Upgrade in die Business Klasse.

Die Einreiseformalitäten nahmen über eine Stunde in Anspruch und alle Reisende waren sichtbar genervt. Letztendlich waren wir erst gegen ein Uhr nachts im Hotel und durften noch eine längliche Erklärung der Hausmutter zum Ablauf des Frühstücks über uns ergehen zu lassen. Das im Programm angekündigte Willkommensgetränk war eine Flasche Bier. Dafür durften wir am nächsten Tag auch bereits um halb sieben aufstehen.

Geeking in Star Wars: Galaxy’s Edge in Disneyland Anaheim

Endlich, endlich hat Star Wars: Galaxy’s Edge in Disneyland Anaheim geöffnet. Ich habe den von mir lang herbeigesehnten Urlaub dort mit dem Besuch der D23 Expo kombiniert, des größten, zweijährlichen Disney-Fan-Events. Und wie soll ich es sagen? Galaxy’s Edge hat mich weggeblasen. Noch nie zuvor habe ich eine so immersive künstliche Welt gesehen und erlebt. Wahnsinn.

Very happy to be Standing in front of the Millennium Falcon™ in Batuu in Disneyland (Anaheim, USA). Picture (c) by Jörg Neidig, all rights reserved.

Die Angestellten (Disney Cast members) sind angewiesen die gesamte Zeit über „in Charakter“ zu bleiben, d.h. die Illusion aufrechtzuhalten. Das führt übrigens dazu, dass lustige Star Wars T-Shirts hier nicht zu erwerben sind, weil das nicht in die stimmige Welt passen würde. Dafür muss man dann an andere Stellen in Disneyland gehen. Meine einzige kleine Kritik ist, dass die Geschichte zeitlich zwischen Episode 8 und 9 angesiedelt ist. Ich hätte es besser gefunden, die klassischen Charaktere Han Solo, Darth Vader etc. anzutreffen als Kylo Ren, Rey und co.

Impression from Batuu in Disneyland (Anaheim, USA). Picture (c) by Jörg Neidig, all rights reserved.

Blut, Gedärme und abgetrennte Gliedmaßen

Seit ein paar Tagen bin ich wieder zurück vom Urlaub und Highlight waren die Halloween Horror Nights in den Universal Studios in Florida. Sehr, sehr spaßig und gruselig zugleich. Das ist definitiv nichts für kleine Kinder und schwache Nerven und so manches mal, hab auch ich vor Schreck geschrienen wie ein kleines Mädchen.

Die Fotos sind eher nicht so prickelnd, da es ja dunkel war und mir außerdem ein paarmal fast die Kamera aus der Hand gefallen wäre. Denn immer, wenn man sich in Sicherheit fühlte, hat sich jemand von hinten angeschlichen und einen so richtig erschreckt. Die Fotos aus den Spukhäusern sind nicht während des Betriebs entstanden, sondern während einer Führung.

Halloween Horror Nights 2018, „Stranger Things“ house. Picture (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Halloween Horror Nights 2018, „Stranger Things“ house. Picture (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Halloween Horror Nights 2018, „Stranger things“ house. Picture (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Halloween Horror Nights 2018, Orlando Florida. Picture (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Halloween Horror Nights 2018, Orlando Florida. Picture (c) Jörg Neidig. All Rights reserved

Auf in den kalten Norden zum Zelten

(28.3.18) Und wieder stand ein langer Reisetag mit wenigen Boxenstops an. Es gab wenig Berichtenswertes zu sehen. Wüste, Wüste und noch mehr Wüste mit kurzen Stopps bei den Überresten einer alten Karawanserei und einer Festung Alexander des Großen. Da das Kaff des vorletzten Stopps des Tages zu klein für ein Restaurant o.ä. war, gab es ein leckeres Mittagessen bei einer Familie, die sich dadurch ein kleines Zubrot verdiente. Es gab Plov.

Am späten Nachmittag kamen wir dann in dem Jurtencamp an. Die Jurten waren echt, die Kasachen waren echt, die Kamele, auf denen wir geritten sind, wären echt, die traditionellen Volkslieder, die vorgesungen wurden, waren echt. Nur das Camp selbst war nicht echt. Das war für Touristen.

Buchara, 2. Tag (27.3.18)

Heute war ein schöner Tag. Es gab ein paar sehr interessante Dinge zu besichtigen, wir konnten nochmal so richtig die Atmosphäre der Stadt aufsaugen, endlich blauer Himmel und Sonnenschein, Nudelsuppe, Hammam und vieles mehr. Aber eins nach dem anderen.

Der Sommerpalast ist das klassische Ausflugsziel für Touristen, Einheimische und Schulklassen. Dementsprechend voll war es auch. Anfangs sind auch wir gar nicht zum Fotografieren gekommen, aber nicht wegen der Menschenmassen selbst, sondern weil die alle ein Foto mit uns machen wollten. Die drängelten und schuppsten und giggelten und jeder wollte ein Selfie mit den West-Touristen. Mal sehen auf wieviel Facebook-Seiten ich jetzt gelandet bin.

Danach ging es zu Fuß durch ein Wohnviertel und zu einer putzigen Medresse mit vier Türmen. Als dann eine Mitreisende aber zu einer Schneiderin wollte, um ihre Hose kürzen zu lassen, verdrückten Burkhard und ich uns lieber in ein Kaffee auf dem Hauptplatz. Die tolle Atmosphäre und das merkliche bessere Wetter entschädigte uns etwas für die recht einseitige Wunscherfüllung unserer Reiseleitung. Als wir dann etwas meckerten, führte uns der Reiseleiter (statt Freizeit) doch noch zu ein paar anderen Sehenswürdigkeiten, die allesamt wirklich interessiert und schön waren. Es wäre echt schade gewesen, wenn wir das verpasst hätten. So zum Beispiel könnten wir in einer Medresse alte Studenten-WGs sehen, also die Zimmer in denen die Studenten zu viert gelebt und gelernt haben.

Und dann haben wir uns in einem historischen Hammam mal so richtig durchwalken lassen. Alter Schwede, der Masseur hat echt jeden Wirbel in meinem Rücken knacken lassen.

Buchara, 1. Tag

Nachdem wir gestern von Buchara nur Hotel und Restaurant gesehen hatten, haben wir jetzt einen dichtgepackten Besichtigungstag hingelegt. Insgesamt war der Tag aber eher eine gemischte Erfahrung. Der Streifzug über den Basar war wieder ein Erlebnis, und Höhepunkt waren natürlich die historischen Stätten.

Aber nicht jede Moschee oder Medresse begeistert, denn so langsam machen sich wiederholende Elemente bemerkbar und eine gewisse Sättigung tritt auf. Die Zitadelle war von außen beeindruckend, aber von innen eher enttäuschend. Die Miri-Arab-Medresse und Moschee und Minarett Kalon waren absolut umwerfend. Ich hatte vor dem Urlaub nicht erwartet eine solche Pracht zu sehen zu bekommen.

Dass wir danach zu einem Teppichhändler, Kunstmaler und eine als Folklore-show verkappte Verkaufsveranstaltung geschleppt wurden war für mich der gefühlte Tiefpunkt der Reise. Dass wir bei der Show noch bei den Getränken abgezockt wurden, und dass einige Mitreisende der restlichen Gruppe mehrere Stunden durch Klamotten-Kaufaktionen gestohlen haben, hat nicht zur Verbesserung meiner Stimmung beigetragen.

Das gemeinsame Abendessen (allerdings ohne Guide, da dieser sich anscheinend wichtigeren Dingen zuwenden musste) mit dem Nationalgericht „Plov“ hat aber für vieles entschädigt.

On the road again

Gestartet haben wir den Tag mit einem tollen Frühstück, das meinem Vorsatz ab heute weniger zu essen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Nach etwa einer Stunde Fahrt ließ unser Guide den Bus halten, da er gesehen hatte, wie eine Familie in ihrem Hof in einem Tandoori Brot buk. Also nichts wie hin. Wie das letzte mal lief sogleich die gesamte Familie zusammen, führte uns durch ihr Haus, posierte für Fotos und schenkte uns zum Abschluss noch zwei ihrer frisch gebackenen Brote. Mittagessen gab es dann in einem Trucker-stop: definitiv ohne andere Touristen, leckerer Fisch, aber doch etwas zweifelhafte hygienische Verhältnisse.

Nach ca. 10 Stunden kamen wir mit durchgerüttelten Knochen in Bukhara ab. Außer dem Abendessen (das wieder hervorragend war) war aber nicht mehr viel drin. Eine Änderung war aber heute ersichtlich: wir haben – wie gewünscht – kleinere Portionen zu Essen bekommen, dafür haben wir erheblich mehr Alkohol getrunken. Sehr gute Entwicklung.

OK, jetzt verstehe ich was hier unter Gastfreundschaft verstanden wird

Ich muss erst einmal die ganzen Eindrücke von heute in meinem Kopf sortieren. Unsere Reisegruppe ist klein und 2 der insgesamt 6 Reisenden kenne ich ja schon, womit wir schon einmal die Hälfte der Gruppe stellen. Dies ermöglicht uns eine deutlich individuellere und spontaner Vorgehensweise als bei anderen Gruppenreisen.

Wir starteten unseren Tag in Taschkent langsam mit einem Besuch eines Kunstmuseum, einem Museum mit alten Schriften und einer Moschee in welcher gerade das Freitagsgebet begann. Alles war malerisch und könnte direkt einem Märchen aus 1001 Nacht entsprungen sein. Auf dem Platz vor der Moschee spielten Kinder und ließen bei strahlend blauem Himmel Drachen steigen. Bisher ist jeder Usbeke, den wir treffen, unglaublich freundlich, möchte wissen wo wir herkommen und lässt sich lachend gerne fotografieren.

Diese Freundlichkeit gipfelte dann am Vormittag in den bisherigen Urlaubshöhepunkt. Wir liefenvon der Moschee zu Fuß durch eine Wohnsiedlung, um zum Basar zu gelangen. Bei einem Privathaushalte Stand das Tor ein Spalt weit offen und man könnte einen Blick auf einen schönen Innenhof erhaschen. Auf die Frage hin, ob wir in den Hof rein fotografieren dürften, meinte unser Guidelines nur: warum nicht. Er klopfte an der Tür, fragte ob wir reinkommen dürfen und schwups würden wir von der ganzen Familie willkommen geheißen. Von der Großmutter bis zum Enkelkinder stellten sich alle vor und freuten sich riesig. Und schwups saßen wir in deren Wohnzimmer und bekamen Tee, frisch gebackenes Brot und vieles mehr auf einen reichlich gedeckten Tisch angeboten. Und wenn wir nicht nach der Tasse Tee aufgestanden wären, hätte uns die Großmutter Mittagessen gekocht. Unglaublich. Wenn bei mir plötzlich 6 Usbeken vor der Tür ständen, würde ich denen vermutlich kein Mittagessen kochen.

Der Basar war übrigens auch der Wahnsinn. Hier gab es alles an Lebensmitteln, Haushaltsutensilien, Kleidung, Musik-CDs usw. in einem wilden Gewusel aus festen Ständen und Menschen, die einfach am Wegesrand Zeug aus Tüten oder Körben verkauften. Mittag gab es mitten im Basar in einer Platz mit Garküchen wo wir uns durch das Angebot probierten. Von Schachlick über Schafsfett bis zu Nudeln mit Pferdefleisch. Landestypischer geht nicht.