Queen Elisabeth ist gut zu Vögeln

10.1. Kibale – Queen Elisabeth Nationalpark

Endlich ausschlafen. Wir durften wirklich bis sieben Uhr morgens im Bett bleiben, denn Abfahrt war erst um acht. Ein kurzer Autosprint von 5 h über den Äquator hinweg führte uns zum Queen Elisabeth Nationalpark in unsere nächste Unterkunft. Die sog. „Bush Lodge“ war eigentlich eher eine Zeltstadt mit Außendusche, machte aber doch einen ganz heimeligen Eindruck.

Im Prinzip hätten wir jetzt jede Menge Freizeit gehabt, aber was soll man in einem Zeltlager mitten im Nirgendwo schon machen. Also beschlossen wir spontan eine zusätzliche Tour zu buchen, nämlich eine Wanderung durch eine Schlucht, um ein weiteres Mal Schimpansen zu sehen. Erst vor Ort erfuhren wir jedoch, dass es dort nur eine einzige Schimpansen-Familie gäbe und die Chancen diese anzutreffen eher mittelmäßig wären.

Regenwald

Vorgehensweise war ähnlich: bewaffneter Ranger, Spuren und Häufchen folgen. Viele Vogelbilder später erhaschten wir tatsächlich einen Blick auf einige Schimpansen in den Baumwipfeln. Diese turnten lautstark umher, waren aber nach einer knappen Minute verschwunden. Also machten wir uns geleitet vom Ranger auf die Verfolgungsjagd. Jetzt ging es wirklich abseits aller Wege, quer durch das Dickicht, über Wurzelwerk und matschigen Stellen, durch Dornengestrüpp und über gefallene Baumstämme.

Schimpanse beim Baumhangeln. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Die Stimmung sank mit jedem Beinahsturz und als die ersten Leute in Dornen hängen blieben wurden die Ausrufe zunehmend aggressiv. Kurz gesagt, wir trafen die Schimpansen nicht mehr, hatten aber auch überhaupt keine Lust mehr auf den Busch. Gerade die älteren Teilnehmer fanden es eine Zumutung, dass von ihnen solch anstrengenden und schwierige Wege abverlangt wurden. (Im Nachhinein zeigte sich, dass dies im Vergleich zum Gorilla-Tracking ein Kinderspiel war.) Zur Aufmunterung zeigte uns der Ranger noch ein paar Vögel und Nilpferde, aber die Stimmung war bereits in Keller.

Fischadler. (c) Jörg Neidig. all rights reserved

Im Anschluss ging es direkt weiter auf eine Safari-Fahrt in der Abenddämmerung, um Raubkatzen anzutreffen. Davon sahen wir aber nichts, sondern machten dafür an jedem Vogel halt. Vögel gab es im Queen Elisabeth Nationalpark so einige, aber sonst nichts. Ich habe noch nie einen so ausgestorbenen Park gesehen. Über weite Strecken fuhren wir durch gähnende Leere; es war fast schon absurd. Erfolglos brachen wir die Tour ab und kehrten zurück zu einem schönen Abendessen im Freien bei Fackelschein. An Schlaf war nicht zu denken, da im Gegensatz zum Nationalpark die nähere Umgebung der Lodge voll von quakendem und schreienden Viehzeug war.

Begegnung mit der lokalen Bevölkerung

9.1.20 Kibale

Man kann ja in Uganda nicht immer nur Tiere anschauen und ein wenig Berührung mit Leute und Leben ist auch mal nicht schlecht. Das passierte bei der Führung durch eine lokale Community zwar recht oberflächlich, aber trotzdem interessant.

Die Schamanon des Dorfes zeigte uns dabei ihre Mittelchen und Heilkunst. Es war spannend zu sehen dass sie einerseits die bekannten und nachgewiesene Naturmedizin beherrschte, z.b. Chinin gegen Malaria, aber andererseits auch Liebestränke und Pulver gegen Regen herstellte. Interessanterweise sagte sie deutlich, dass sie Menschen, die mit richtigen Krankheiten zu ihr kämen, doch direkt ins Krankenhaus schicken würde.

Eine junge Frau zeigte uns danach wie man Kaffeebohnen schält, röstet, malt und zubereitet. Allerdings nicht mit Maschinen, sondern ausschließlich mit einem Holzmörser und ihrem offenen Kochfeuer vor ihrer Lehmhütte. Die Hütte, das Kochgeschirr und die gesamte Umgebung war allerdings so bettelarm und schmutzig, dass wir uns schon sehr überwinden mussten, den fürchterlich verbrannten Kaffee danach zu trinken. Wir haben ihr dann zwar alle etwas von ihren Bohnen abgekauft, den Weg in meinen Koffer haben diese aber nicht gefunden.

und die ganze Affenbande brüllt

9.1.20 Kibale Forest Nationalpark

Der Wecker klingelte zur mittlerweile gewohnten frühen Zeit (Warum tut man sich das im Urlaub eigentlich an?), aber ein herzhaftes Frühstück mit viel Kaffee macht das Ganze erträglich. Die Vorfreude ist in den Gesichtern zu sehen, denn heute steht ein Highlight der Reise an: das Tracking von Schimpansen im Kibale Forest Nationalpark.

Die Fahrt dorthin ist kurz, aber die Registrierung vor Ort dauert ungewöhnlich lange und man muss das Anmeldeformular wirklich in Schönschrift ausfüllen, um durchgewunken zu werden. Im Briefingraum wird uns alles Notwendige erklärt, u.a. dass es dort draußen kein Klo gäbe, dafür aber viele Mücken und dass unser Führer zu unserer Sicherheit bewaffnet sei. Wir wurden dann in Kleingruppen zu je sechs Personen aufgeteilt und begrüßten unsere Führerin, die schon mit der Kalaschnikow auf uns wartete.

Die Kleingruppen fuhren dann zu unterschiedliche Stellen im Park und starteten dort ihre Suche nach den Schimpansen-Familien. Eifrig folgten wir unserer Führerin im Gänsemarsch quer durch den Urwald über Stock und Stein, während sie nach Zeichen Ausschau hielt. Rufe im Wald, frische Fußspuren im Matsch und warme Häufchen wurden von uns verfolgt. Am Ende war es dann aber doch so, dass sie über Mobiltelefon von einem anderen Ranger die Nachricht bekam wo Tiere gesichtet wurden. Also schleunigst auf direktem Weg zur Sichtung und tatsächlich sahen wir dort sofort mehrere der Schimpansen im Baum sitzen und genüsslich Früchte mampfen. Unter dem Baum standen bereits alle anderen Kleingruppen wieder, die natürlich dieselbe Botschaft empfangen hatten. Der Quatsch mit dem kleinen Gruppen war also gerade fürs Klo.

Schimpansen im Kigale Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Dennoch war es toll die Tiere jetzt ungestört für eine gute Stunde beobachten zu können. Diese gingen vollkommen ungerührt ihren Beschäftigungen nach, welche primär aus Essen bestand. Ab und an wurde das unterbrochen durch Begattungsversuche oder wildes Gebrüll, wenn der Falsche einen solchen Versuch startete. Gelegenheit für Hunderte von Fotos gab es sowieso. Wenn es Trocken gewesen wäre, wären die Tiere vielleicht von den Bäumen runter und damit noch näher gekommen, aber das war bei uns leider nicht der Fall. Aber auch so war dies eine ganz besondere Erfahrung, die ich jedem nur wärmstens empfehlen kann!

Schimpansen im Kigale Nationalpark. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Nach einer guten Stunde ging es dann auf schnellem Weg wieder zurück und wir bekamen eine Teilnahmeurkunde ausgehändigt. (Deshalb wohl die Schönschrift bei der Anmeldung.) Die Urkunde wird die Reise im Koffer wohl nicht überleben, die Erinnerung werden hoffentlich bleiben.