In Indien sind die Angestellten in Hotels und Restaurants sehr sehr sehr zuvorkommend. Also ich meine wirklich sehr. Am Anfang fand ich das noch ganz putzig, aber nach einer Weile ging mir das ganz schön auf den Zeiger. Einerseits ist es ja wirklich nett, wenn sich die Angestellten praktisch darum streiten, wer jetzt den Koffer tragen darf. Es ist auch eigentlich positiv, wenn man im Restaurant um das Wohl des Kunden besorgt ist und nachfragt, ob denn alles recht sei. Aber gestern beim Frühstück ist mir echt der Kragen geplatzt.
Da sitzt man also beim Frühstück und will einfach nur in Ruhe sein Müsli löffeln. Ich genieße gerne die ruhige Zeit, um langsam in Fahrt zu kommen und um im Kopf den Plan für den Tag durchzugehen. Aber das hat man mir nicht gegönnt. Im Abstand von weniger als einer Minute kamen tatsächlich 5 Bedienstete an, um mir ins Essen zu quatschen.
– Der erste möchte von mir unbedingt wissen, warum ich keinen Orangensaft trinke.
– Der nächste fragt, ob er mir ein Omelett machen kann.
– Darf es noch etwas Kaffee sein? Nein, denn meine Tasse ist noch randvoll.
– Der vierte möchte mitteilen, dass es auch frische Früchte gebe. Nein, vielen Dank.
– Wollen Sie immer noch keinen Saft. NEIN!
Und als ich dann kurz vor dem Ausflippen war, kommt der Restaurantchef in Anzug und Krawatte an meinen Tisch. Er reicht mir die Hand und möchte sich mir vorstellen. Er sei der Chef hier und sein Name sei soundso und ob auch alles zu meiner Zufriedenheit wäre und dass ich mich jederzeit an ihn wenden könne und warum ich keinen Orangensaft trinken würde, der sei doch ganz frisch.
Ich bin dann ohne Müsli zurück aufs Zimmer gegangen und habe leise hin mich hineingeweint.