Hallo Usbekistan! Bislang habe ich nur den Flughafen von Tashkent und das Hotel gesehen, bin aber froh, dass die Anreise einigermaßen problemlos abgelaufen ist. Um 4:30 Aufstehen und dann in den vollkommen überfüllten ICE. Der ist natürlich verspätet und nur mit der Hälfte der Wagons unterwegs. Leicht genervt stelle ich fest, dass es durchaus zeitaufwändig ist vom Flughafen Fernbahnhof zum Terminal 2 zu kommen. Nach einer Sicherheitskontrolle aus der Hölle war nur noch Zeit eine Flasche Rum zu kaufen. Nur zum Desinfizieren natürlich.
Schlechter getroffen hatte es meine Mitreisenden Burkhard und Margarine, denn ihr Flieger aus Berlin hatte aufgrund von Eis und Schnee Verspätung. Während die beiden quer durch den Flughafen rannten, bequatscht ich die Leute der Airline am Gate. Als die beiden endlich eintrafen (Nach der Security aus der Hölle) hieß es dann, sie wären 2 Minuten zu spät, das Gate sei geschlossen. Dank rekordverdächtiger Überredungskünste schafften es dann doch noch alle in den Flieger.
Fast zumindest. Denn die Koffer der beiden blieben in Frankfurt. Und leider fliegt die Linie die Strecke nur 1-2 mal die Woche. Tja, schaun wir mal.
Das ursprüngliche Reiseziel war eigentlich Äthiopien, um nach der Tansania-Reise nochmal ganz andere Eindrücke von Afrika zu bekommen. Da sich die politische Lage sich aber mehr und mehr angespannt hat, musste umdisponiert werden. Jetzt geht es also nach Südamerika. So richtig gut bin ich nicht auf die Reise vorbereitet und ich verlasse mich schon ziemlich darauf, dass das Studiosus das alles gut hinbekommt. Den Rest sehen wir dann.
Die nächste Station des Urlaubs waren die Usambaraberge und je näher wir unserem Ziel kamen, desto angenehmer wurde des Klima. Wir entflohen der Hitze, der Schwüle und dem Trubel von Städten und begaben uns in eine grüne, ländliche Gegend, die Kornkammer von Tansania. Nicht nur die Gegend wurde immer ländlicher, sondern auch die Straßen wurden immer abenteuerlicher. Wir fuhren durch Feldwege und Gassen, die nur marginal breiter waren als unser Fahrzeug und als wir dachten, dass es wirklich nicht mehr weiter ging, kamen wir am Hotel an. Die Lage des Hotels konnte damit nicht besser sein und bot fantastische Ausblicke. Das Hotel selbst war aber weniger gut. Auch hier hatte Studiosus bereits vorgewarnt und diesmal waren die Warnungen auch angebracht. Die Zimmer waren ungemütlich, nicht gerade sauber, hatten teilweise defekte Lampen und Möbel, verstopfte Abflüsse und so weiter. Die Zimmer waren so trostlos, dass wir diese wirklich nur zum Schlafen betreten wollten und die freie Zeit in der Hotellobby verbrachten.
Nichtsdestotrotz waren die zwei Tage in den Usambarabergen wunderschön, wobei ich gar nicht explizit fassen kann, was uns hier so fasziniert hat. Irgendwie war es wohl das Gesamtpaket aus einer grünen, sprießenden Natur, dem frischen angenehmen Wetter, dass einen wirklich Aufatmen ließ, die freundliche Atmosphäre und dem entspannten Tagesprogramm. Nach den anstrengenden Tagen zuvor hatte ich das Gefühl mich richtig fallen lassen zu können. Das Ganze aber ohne dass es explizite „Erholungstage“ waren, denn die Tage waren angefüllt mit Programmpunkten und weiteren Begegnungen.
Wir machten geführte Wanderungen durch die Berge und das nahe gelegene Dorf, wir bummelten über den quirligen Markt von Lushoto, besuchten ein Waisenheim und machten eine Probe des tansanischen Weins. Die Wanderungen waren sicherlich ein Highlight aber insbesondere zu dem Waisenheim und dem Wein will ich noch ein paar Worte sagen. Im Vorfeld der Reise sowie an jedem Ort an dem wir fragten wurde uns von dem hiesigen Wein abgeraten. So vehement wurde betont, dass er untrinkbar sei, dass sich bei uns so etwas wie eine mystische Stimmung einstellte. Wer weiß, vielleicht gab es den Wein gar nicht (so wie es Bielefeld gar nicht gibt). Schließlich gelang es uns auf Maries Geburtstag und bei der Weinprobe tatsächlich Exemplare zweier tansanischer Meisterwerke zu probieren. Zugegeben, sie waren wirklich nicht gut.
Der Besuch des Waisenhauses war anfangs ähnlich seltsam wie der Besuch der Krankenstation. Da kommen jetzt ein Haufen Weißer daher und machen Fotos von süßen schwarzen Babys. Und weil mir so unwohl bei der Sache war, versuchte ich der Leiterin des Waisenhaus ein Gespräch zu entlocken, um mich über Hintergründe interessiert zu zeigen. aber die Leiterin war ein harter Brocken und meinte nur: „Now show and taking pictures, talk later.“ Damit war die Sache dann klar geregelt. Die Leiterin sorgte erst für ein Fotomotiv nach dem anderen und zeigte uns dabei auch die verschiedenen neuen Einrichtungen des Hauses, danach gab bei Kaffee und Keksen die Hintergründe. Die Hintergründe waren beeindruckend und bedrückend zugleich. Beeindruckend waren die Leistungen der Einrichtung, die hier aus dem Nichts gestampft wurden und wie alles unternommen wird, um Schritt für Schritt unabhängig von Spendengeldern zu werden. Und bedrückend war es, weil sie dennoch erschreckend hilflos sind. (So zumindest war mein Empfinden.) Die Station versteht sich „nur“ als eine Erstauffangsstation, die ausgesetzten Säuglingen ein Überleben sichert. Allerspätestens zwei Jahren muss das Kleinkind aber die Station verlassen und in Pflegefamilien übergeben werden, da sonst die Kapazitäten nicht ausreichen würden.
Insgesamt muss man sagen: „Alle Achtung, Studiosus, das mit den ‚Begegnungen mit Land und Leute‘ nehmt ihr wirklich ernst“. Ich weiß gar nicht wie ich als selbstorganisierende Privatperson an solche Begegnungen und Gespräche gekommen wäre. Klar, irgendwie ist immer alles möglich. Aber die hautnahe Begegnung mit den Massai, die Besuche von Krankenhaus und Waisenhaus und selbst das Bummeln über Märkte und Dörfer, wäre bei weitem anders verlaufen, wenn nicht immer ein erfahrener Guide dabei gewesen wäre, der die aktuelle Situation gut einschätzen konnte. Mehrfach haben wir mitbekommen (und häufig genug vermutlich auch nicht), wie Sonja eine an sich ungemütliche Situation mit Anwohnern, Polizei oder Zollbeamten durch die richtige Portion Charme, Witz und „Beruhigungsgeld“ entschärfte. Alleine wäre ich sicherlich mehrfach bestohlen, abgezockt, bedroht worden oder hätte einfach mehr als die Hälfte des Urlaubs mit Organisieren und Improvisieren verbracht.
Weiterhin standen die Tage nun unter dem Motto „Begegnungen mit Land und Leute“. Objektiv gesehen standen die Tage manchmal eher unter dem Motto „Kilometer reißen auf den Straßen zur Ostküste“. Ein Zwischenstopp zur Übernachtung legten wir auf einer Kaffeeplantage ein. Die Führung rund um die Plantage war eher so mittel-interessant. Nur der Guide – der stellvertretende Anführer des Stammes &#*!@§ (unaussprechlicher Kehllaut) – war wirklich ein Unikat. Im Endeffekt hat er wenig über die Plantage und die Pflanzen erzählt, sondern eine Anekdote nach der anderen über die Kultur seines Stammes losgelassen. Das war wirklich eine gelungene Mischung aus Unterhaltung und Information! Nachdem uns der Guide z.B. erklärt hatte, dass die hiesige respektvolle Anrede von Frauen „Mama“ sei, war das fortan die Anrede für einige unserer Mitreisenden. Das Essen auf der Plantage war fantastisch, das Zimmer traumhaft, der Kaffee leider eher so lala. Schade, wenn er gut gewesen wäre, wäre das sicherlich ein schönes Mitbringsel geworden.
Danach ging es weiter Richtung Osten zum Fuße des Kilimandscharo in ein Bergsteigerhotel. In den Unterlagen von Studiosus wurden wir schon vorgewarnt, dass das Hotel sehr einfach sein und nicht den Ansprüchen eines westlichen Urlaubers entsprechen würde. Aber eigentlich gab es dort überhaupt nichts auszusetzen. Insbesondere die Lage war toll und erlaubte morgens bei Sonnenaufgang einen unverstellten Blick auf den Gipfel des Kilimandscharo. Um noch näher mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen, hatten wir die Chance eine Wanderung durch das nahegelegene Dorf und einem pittoreskem Wasserfall zu machen. Zwar sind wir auf der Wanderung auch in ein kleines Naturhistorisches Museum gegangen, interessanter waren aber die eher zufälligen (?) Begegnungen. So zum Beispiel saß eine Frau vor Ihrer Hütte beim Kochen eine Eintopfs und sie erklärte uns freudig, was und wie sie koche. Einige jungen Leute ließen uns bereitwillig von ihrem selbstgebrautem Bananenbier probieren. Zum Dank steckte ihnen unsere Guide Sonja einen kleinen Schein zu. Als wir um die Ecke gingen und noch deren Jubelschrei hörten, meinte Sonja nur: „Uups, war wohl etwas zu viel.“
Abends feierten wir noch feuchtfröhlich den Geburtstag von Sonja und Marie. Als es uns in der Bar zu ungemütlich wurde, verlagerten wir die Feier in einem privateren Kreis (zu dritt) auf Maries Balkon. Das war echt ein schön entspannter Abend und auch im nachhinein kann ich nur betonen wie gut und wichtig es war auf der Gruppenfahrt Mitreisende gefunden zu haben, die auf der selben Wellenlänge lagen. Spät am Abend beschloss ich dann irgendwann doch noch mein eigenes Zimmer aufzusuchen, aber ich fand es nicht. Ordentlich angeheitert lief ich mehrmals durch das verwinkelte Hotel. Ich lief alle Gänge und Etagen ab aber ich fand mein Zimmer nicht. Irgendwann beschloss ich (immer noch sehr angeheitert) systematisch vorzugehen und alle Schritte von der Rezeption zum Zimmer zu wiederholen. Das funktionierte aber nicht, da ich immer wieder an verschlossenen Türen oder Gangenden landete. Irgendwann begann ich an mir zu verzweifeln und suchte die Nachtwache auf. Diese war wohl auch neu, denn sie wanderte mit mir auch nochmal alle Gänge und Ebenen ab und griff sich verwundert an den Kopf. Schlussendlich weckte die Wache den Portier auf, der dann das Rätsel auflöste: Abends wurde der gesamte Hotelflügel, in dem mein Zimmer lag, abgeschlossen. Seltsam.
Ebenfalls Teil der Begegnungen war ein Besuch eines Dorfkrankenhauses (Rhotia Health Center).
Das Krankenhaus wurde in den sechziger Jahren (oder etwas später – hab ich nicht richtig verstanden) von Schweizer Ordensschwestern gegründet. Die Leitung des Krankenhauses obliegt noch immer einer der Schwestern, der mittlerweile über achtzig Jahre alten Schwester Agatha. Am Anfang kam es mir etwas merkwürdig vor, als Tourist mit der teuren Spiegelreflex vor der Brust und Safarikleidung von Jack Wolfskin am Leib durch die Räume zu tapern und Fotos von erbärmlichen Krankenzimmern zu machen. Aber Schwester Agatha war so herzlich und hat so offen und begeistert über das Erreichte, die Pläne für die Zukunft und Probleme geredet, dass sämtliche Berührungsängste verflogen. Kein Thema war tabu und es war schon erstaunlich zu hören, wie offen und gelassen die Schwester über Korruption bei Steuergeldern, Diebstahl von Laborgeräten und den Auswirkungen von Krankheiten wie AIDS und Malaria plauderte.
Nach dem Themenschwerpunkt Tiere und Natur geht es um Begegnungen mit Land und Leute. Etwas Besonderes ist gleich unsere erste Begegnung: Der Besuch eines Massai-Dorfes. Es handelte sich dabei um kein Schaudorf, sondern ein echtes Dorf in dem die Krieger der Savanne tatsächlich leben. Gegen einen kleinen Obolus führten sie noch einen Tanz auf und beantworten Fragen. Laut deren Aussage können sie es sich durch das Geld leisten Wasser mit dem Tanklaster anliefern zu lassen.
Disclaimer: Ein kurzer Besuch und ein paar Gespräche geben keinen tiefen Einblick in die Kultur. Ich sehe und bewerte als Außenstehender nach anderen, rein subjektiven Maßstäben, geprägt durch meinen kulturellen Hintergrund.
Kurzfassung: Die Massai sind Dreckschweine, deren Kultur verschwinden und die niemand vermissen wird.
Langfassung: Die Begegnung war toll, weil es eben das echte Ding war und kein Kasperletheater für Touristen. Das Dorf hatte sich eben entschieden, diese Geldquelle anzuzapfen, aber ohne sich für die Touristen zu verbiegen. Die Begrüßung durch Tanz und Gesang war ganz witzig und war gut für Fotos. Ich durfte sogar mit den Kriegern um die Wette hüpfen. (Die Mitreisenden meinten ich hätte mich ganz gut geschlagen.)
Interessanter war aber die Möglichkeit Fragen zu stellen. Hier haben sich leider alle negativen Vorurteile bestätigt und bekräftigt. Frauen sind weniger Wert als Dreck. Sie werden natürlich beschnitten. Danach sind sie Allgemeingut für jeden dahergeschissenen Krieger. Feste Frauen haben nur die Dorfältesten oder der Chef. Der Chef in diesem Dorf hatte gleich 12 Frauen und 72 Kinder, womit praktisch alle Einwohner direkt miteinander verwandt waren. Kinder werden ab dem 4. Lebensjahr von der Mutter getrennt (der Vater ist eh meist unbekannt) und wachsen ab dann bis ca. 14 sich selbst überlassen in einer Kinderhütte auf. Erst ab der darauffolgenden Beschneidung werden sie als vollwertige Menschen angesehen, davor sind sie wertlose Lebewesen. Bei den Behausungen hat es uns die Sprache verschlagen: Ein paar Stöcke notdürftig zusammengebunden und mit Kuhscheiße bedeckt. Drinnen brannte ein Feuer, aber einen Rauchabzug gab es nicht. Die Massai hatten daher ausnahmslos blutunterlaufenen entzündete Augen. Ernährungstechnisch gibt es ausschließlich Milch, Rinderblut und Rindfleisch. Diese 3 Dinge jeden Tag und sonst überhaupt gar nichts. Und so könnte ich ewig weiter erzählen.
Leider scheinen sie unfähig zu sein, sich anzupassen und sich auf neue Bedingungen einzustellen. Stattdessen hängen sie in nicht reflektierter Tradition fest. Für Touristen (inklusive meiner selbst)ist es natürlich schön, beeindruckende Urlaubsfotos von ach so zurückgebliebenen Naturvölkern machen zu können. Naturgeschichtlich gesehen, sind es aber eher die Anpassungsfähigsten gewesen, die eine Zukunft hatten.
19.2.16
Unser dritter und letzter Park war der Ngorongoro-Krater, ein erloschener Vulkan in dessen Kraterinnerem eine ganz besondere Tierwelt entstanden ist. Durch die natürliche Abschottung hat sich hier ein unvergleichliches Ökosystem gebildet und man kann hier sehr viele Tiere auf engstem Raum beobachten.
In der Nacht hatte es wolkenbruchartig geregnet und am Morgen regnete es weiter. Außerdem war so riesig, dass an Weitsicht nicht zu denken war. Der Tag stand unter keinem guten Stern. Zum Glück lichtete sich der Nebel langsam und der Regen ließ nach.
Wie in den letzten Tagen war dennoch auch hier jede einzelne Minute ein tolles Erlebnis. (Bis auf die halbe Stunde in der ich vor Pinkeldrang kaum aus den Augen schauen konnte.) Aber zwei Highlights stachen wirklich hervor.
Es gibt in Tansania nur noch 30 Nashörner und diese wurden aus Südafrika importiert, um sie im Krater neu anzusiedeln. Alle anderen sind den verfickten Wilderern zum Opfer gefallen. Vor kurzem wurde eine der größten Anführer eines Wildererrings gefasst. Es war eine Angestellte der chinesischen Botschaft.
Aber kaum hatten wir den Krater betreten sahen wir eine kleine Ansammlung von Fahrzeugen sowie einen Wagen der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft. Den Grund dafür sahen wir gleich: Am Straßenrand schlief ein Nashorn.
Wie viel Glück kann ein Mensch haben? So langsam mussten wir ja das Maximum erreicht haben. Als das Nashorn genug geschlafen hatte, stand es langsam auf und fing das Fressen an. Dabei präsentierte es sich uns in voller Schönheit im Profil. Einige Minuten später fing es aber an sich langsam von der Straße zu entfernen und ins Hinterland zu laufen. Die Touristen, die etwas später an diese Stelle kamen konnten nur noch einen entfernten Punkt am Horizont erahnen.
Übrigens hatten wir damit auf einer einzigen Safari die Big Five gesichtet.
Wie nahe Leben und Tod hier zusammenliegen konnten wir hautnah erleben. Zwei Wagen unserer Gruppe wurden aus nächster Nähe Zeuge wie eine Hyäne ein junges Gnu riss. Unser Wagen hingegen war bei der Geburt eines Kalbs dabei. (Was gruseliger zu sehen war, kann ich nicht beurteilen.) Unser Fahrer erkannte, dass bei einer Kuh die Wehen eingesetzt hatten. Kurz darauf ging es auch schon los. In mehreren Schüben – zwischen denen sie immer wieder die Position wechselte und herumlief – brachte sie komplikationslos ein Kalb zur Welt. Mit sachten Schubsern mit der Schnauze bewegte die Mutter die Mutter das kleine zum Aufstehen. Etwas wackelig schaffte es das wirklich innerhalb von 5 Minuten.
Unser zweiter Tag in der Serengeti war auch gleichzeitig unser Abreisetag, aber bis zum Mittagessen wollten wir noch so viel Zeit wie möglich mit Tierbeobachtungen verbringen. Da wir aus unserem Erlebnis bei der Ankunft wussten wohin die Migration unterwegs ist, versuchten wir heute diese enorme Herde wieder zu finden.
Mehrmals auf dem Weg sprangen wir auf, weil wir riesige Gnu-Herden sahen, aber unser Fahrer drängte uns weiter zu fahren, weil angeblich noch viel mehr Tiere zu erwarten seien. Einmal bremste er jedoch scharf und setzte den Wagen ein paar Meter zurück. Er hatte auf der Straße einen Pillendreher entdeckt. Der kleine Käfer rollte den Misthaufen, der um ein vielfaches größer war als er selbst, munter die Straße hinab.
Nach einem Salzsee voll mit Flamingos, Graslandschaften mit Störchen uvm. fanden wir die Migration in der Pufferzone der Serengeti. Und der Zug war noch größer als wir uns erträumt hatten. Da wir in der Pufferzone abseits der Wege fahren durften, schlug unser Fahrer nun eine Route querfeldein ein und raste durch die Tiermassen. Es war unglaublich. Egal wohin man schaute, die Savanne wahr voll mit Gnus, Zebras, Gazellen und natürlich deren Fressfeinden.
Als unser Fahrer iam Himmel plötzlich Geier kreisen sah, gab er richtig Gas und fuhr mit einem Affenzahn auf die Stelle zu. „There has been a kill“, rief er. Und unser wahnsinniges Glück hielt weiter an, da wir unweit der Stelle plötzlich auf einen Geparden stießen. Nur wenige Meter von unserem Wagen streifte der Jäger umher und begab sich freiwillig in die besten Fotoposen. Immer wenn er sich etwas weiter vom Wagen entfernte, überholte ihn unser Fahrer wieder und wir konnten wieder weiter beobachten. Irgendwann wurde es dem Geparden aber zu dumm und er setzte sich in eine Stelle mit höherem Gras. Er schaute noch kurz umher, legte sich dann hun und weg war er. Er war absolut nicht mehr zu sehen – wie unsichtbar.
Daraufhin fuhren wir weiter Richtung“kill“ und begegneten mehren Gruppen von Hyänen. Vermutlich hatte der Gepard ein Jungtier erlegt, wurde aber von einem Rudel Hyänen verjagt und jetzt gab es nur noch Reste für die Geier. Wir waren nicht nur nah an der Natur dran, sondern mittendrin. Nach einem Picknick inmitten der Pufferzone machten wir uns noch vollkommen benommen von den fantastischen Bildern auf zu unserem nächsten Ziel, und wir waren uns einig: diese Eindrücke waren nicht mehr zu toppen. Dachten wir.
Die Leoparden haben wir auf eine viel unspektakuläre Art und Weise gefunden. Leoparden sind leider mittlerweile sehr sehr selten zu sehen. Zum einen gibt es hier nur noch ca. 300 Stück und zum anderen sind sie Meister der Tarnung. Die meisten Safaritouren bekommen sie nicht zu Gesicht. Wenn dann mal einer gesichtet wird, geben die Fahrer die Position über Funk durch und alle Wagen in Reichweite lassen alles stehen und liegen und düsen dorthin. Auch unser Fahrer fing den Funkspruch auf, rief „Leppard!“ und drückte auf die Tube.
Als wir ankamen standen schon so etwa 10 Wagen da und es wurden immer mehr. Auf einem Baum hatten es sich gleich 2 Leoparden gemütlich gemacht. Seelenruhig lagen sie da auf einem horizontal gewachsenem Ast und ließen die Beine baumeln. (Daran kann man übrigens auch aus der Ferne erkennen, ob es Männchen oder Weibchen sind. Weibchen lassen ein Bein links und das andere rechts vom Ast baumeln. Für Männchen sei das unbequem, meinte unser Fahrer.) Trotz der großen Menge an Touristen war die Stimmung ganz interessant. Alle Anwesenden waren vollkommen begeistert von dem Moment und konnten ihr Glück kaum glauben. „Oh my God, I can’t believe we are seeing this“, „Amazing“ usw. raunte es aus den Wagen.
Was ist sonst noch alles passiert? Büffel, Raubvögel, Geier, Vogelstrauß, Hyänen, Warzenschweine und vieles mehr. Was für ein Tag.
Die Eindrücke aus der Serengeti vermischen sich in meinem Kopf schon jetzt zu einem einzigen Brei. Welches Tier haben wir wann und wo gesehen? Ich bekomme es nicht mehr zusammen. Was geblieben ist, ist ein überwältigendes Gefühl der Ehrfurcht vor diesem Ort. Serengeti darf wahrlich nicht sterben.
Statt eines Tagesablaufs gibt es daher nur ein paar Highlights (die ich hoffentlich dem richtigen Tag zugeordnet habe). Ein Highlight war sicherlich die Sichtung von Nilpferden. In einem Pool lagen die dicken Viecher herum und vertrieben sich entspannt die Zeit und schützten sich so vor der Hitze. Alter Schwede, ich wusste nicht, dass die Biester so derbe stinken. Mit größtem Vergnügen machen die nämlich dahin wo sie liegen, die Ferkel. Ich kann jetzt problemlos am Geruch erkennen, ob Nilpferde in der Nähe sind. Niedlich sehen sie ja aus, aber gefährlich sind sie auch. Angeblich sind Nilpferde in Afrika mit Abstand für die meisten Tode an Menschen durch Tiere verantwortlich.
Das größte Highlight war natürlich die Sichtung der Löwen und Leoparden. Den Löwen liefen wir ganz unverhofft über den Weg, bzw. sie uns. Plötzlich mussten wir nämlich stoppen, da mehrere Löwen seelenruhig die Straße entlangliefen bis sie schließlich im hohen Grass rechts der Straße verschwanden. In dem Gras waren die Löwen wie unsichtbar. Eigentlich waren wir darüber nicht sonderlich traurig, sondern noch völlig geflashed von der unerwarteten Begegnung. Nur unser Fahrer hatte die Tiere weiter im Blick und empfahl uns zu warten, da die Tiere vermutlich gleich auf einem Baum klettern würden. Und genau geschah es auch. Löwen sind keine besonders gute Kletterer, sondern laufen eher schräge Äste nach oben. „Rule number one in wildlife is: See before you are seen.“, meinte unser Fahrer. „See your enemy before it sees you and see your food before it sees you.“ Wir beobachteten den Baum eine Weile und wollten uns aufmachen als unser Fahrer meinte, dass mit Sicherheit Junge im Gras versteckt seien. Das Verhalten der anderen Löwen zeige, dass sie darauf warten, dass die Jungen auch auf den Baum klettern. Und genau geschah es auch. Wir haben dem Treiben vielleicht eine knappe Stunde zugeschaut aber die Zeit verging wie im Flug. Auf unseren Gesichtern war das Grinsen wie festgetackert: Wir sehen wirklich Löwen.
Tschüss Tarangire, hallo Serengeti. Dass stand heute auf dem Programm. Und da wir dafür ordentlich Distanz überbrücken mussten, musste heute sogar um 5:00 Uhr aufgestanden werden. Eigentlich stand uns ein langer anstrengender Tag bevor, der ausschließlich aus einer Autofahrt im Geländewagen auf schlechten, staubigen Straßen bestehen sollte. Anstrengend und staubig stimmt, aber langweilig war es nicht.
Der Tag war der Hammer.
Warum? Wir ware alle müde und das ununterbrochene Rütteln im Wagen hatte uns wirklich zermürbt. Die Hitze war unerträglich. Mir tat alles weh und die Stimmung war auf dem Nullpunkt.
Dann fuhren wir zur berühmten Olduvai-Schlucht in dem einge der wichtigsten archäologischen Funden zu unserer Entstehungsgeschichte gefunden wurden. Der Homo habilis wanderte vor 1,9 Millionen Jahren durch dieses Tal. Hier war der Ursprung der Menschheit. Das ist alles unglaublich beeindruckend, aber ich war so kaputt, dass ich den Ausführungen unserer Reiseleiterin kaum folgen wollte. Als sie uns dann auch noch in ein verstaubtes „Museum“ führte und praktisch jedes Exponat einzeln erklärte, sank die Stimmung in vorab unbekannte Tiefen.
Und dann passierte es. Wir fuhren durch die Pufferzone kurz vor der Serengeti als wir plötzlich bemerkten, dass auf der rechten Wagenseite Gnus zu sehen waren. Die waren zwar ein gutes Stück weit weg, aber dann viel uns auf, ui, das sind ja ganz schön viele. Hm, konnte das sein, dass die Punkte am Horizont auch welche waren? Langsam fuhren wir weiter und je weiter wir kamen, desto näher waren die Tiere an der Straße. Und es wurden immer mehr und alle liefen sie in die selbe Richtung. Zwischen den Gnus liefen immer wieder auch Zebras mit. Spätestens als wir sahen, dass vor uns ein nicht abnehmender Zug an Tieren die Straße überquerte, war es klar. Wir standen inmitten der legendären Migration, einer der großen Tierwanderungen durch die Serengeti und darüber hinaus. Es war unbeschreiblich. Anfang und Ende des Zugs waren nicht auszumachen und erstreckte sich von Horizont bis Horizont. Der Strom der Tiere war wie eine Urgewalt und wir standen mittendrin. Das waren genau die Bilder auf die der National Geographic scharf ist. Unser Fahrer meinte nur:“You are very very lucky to be able to see this.“ Irgendwann mussten wir dann aber doch weiter und unser Fahrer bahnte sich sachte einen Weg durch die Massen.
Kurz darauf betraten wir die Serengeti als plötzlich der Wagen vor uns voll in die Eisen ging und ein paar Meter zurückfuhr. Als wir herankamen sahen wir auch warum. Ca. 5 Meter vom Wegesrand lagen 2 Löwen seelenruhig im hohen Grass und schliefen. Einer hob mal kurz den Kopf, um zu schauen wo der Krach herkam, machte es sich aber gleich wieder gemütlich. Kurz darauf kam noch ein dritter Löwe hinzu, beäugte uns kurz und legte sich dann zu den beiden. Es war ein magischer Moment, der uns allen die Sprache verschlug und wir könnten uns einfach nicht satt sehen. Es wurde allerdings dunkel und der Fahrer drängelte. Nur mühsam rissen wir uns los. Als uns dann noch eine Gruppe Schakale auf der Straße entgegenlief war klar, dass jeder von uns die Serengeti schon jetzt für immer in Erinnerung halten würde.
Um 6:30 Uhr morgens klingelte mich das Telefon aus dem Bett: „Good Morning, sir, this is your wake-up-call.“ Der dritte Anreisetag stand bevor. Das Hotel war eigentlich klasse und ich hätte gerne mehr von dem Angebot genutzt. Ging aber nicht. Nach einem starkenden Frühstück ging es nämlich gleich wieder zum kleinen nationalen Flughafen, um dort den Flieger nach Arusha zu nehmen.
Das Chaos am Flughafen war eigentlich ganz sympathisch. Alles nicht ganz so perfekt organisiert wie in Deutschland, funktioniert aber trotzdem. Precision Airlines hat uns dann sicher mit einer kleinen Propellermaschine zu einem Regionalflughafen gebracht. (In derselben Sitzreihe wie ich saß auch ein kleiner Junge, der beim Landeanflug rief:“Oh my God, we are crash-landing!“ Das hat, glaube ich, ein paar Leute nervös gemacht.)
In Arusha warteten schon unsere Guides/Fahrer. Aufgeteilt auf 3 Geländefahrzeuge hieß es erst einmal Essen fassen in einer Kaffeeplantage. Alter Schwede, so lässt es sich
aushalten. Der Garten der Lodge war traumhaft und die regionalen Spezialitäten sehr sehr gut. Und wenn man sich dann im Schatten eines mehrere hunderte Jahre alten Baums zurücklehnt und die Gedanken schweifen lässt, dann ist wirklich Urlaub. Das Leben ist schön.
Aber das Reiseziel war ja nicht die Kaffeeplantage, sondern eine Lodge im Tarangire-Nationalpark. Um etwa 17:00 Uhr erreichten wir nach einer länglichen Autofahrt den Eingang des Parks. (D.h. Es war später Nachmittag des dritten Tags und wir hatten immer noch nicht den Startpunkt der eigentlichen Tour erreicht!)
Was dann kam, hat aber für alles entschuldigt.
Wir waren kaum eine Minute im Park da stand bereits eine Herde Elefanten direkt am Wegesrand. Vollkommen unberührt gingen die dort ihren Tätigkeiten nach. Diese trägen großen Fleischklopse strahlten eine unglaubliche Ruhe aus. Dass da nur 5 Meter entfernt ein Haufen Verrückter sich vor lauter Aufregung fast in die Hose machten und wie wild darauflos knipsten, schien sie nicht zu stören. Zunächst. Als dann ein Muttertier aber anfing zu schnauben und den Kopf zu schütteln, meinte unser Guide, Stephen:“ Oh, that is not a good sign.“ und wir brausten weiter.
Weit kamen wir aber nicht, weil alle paar Meter wieder wilde Tiere zu sehen waren. Hauptsächlich Elefanten, Wasserböcke und afrikanische Vögel sind uns begegnet, aber fasziniert haben uns die Grauhäute ab dem ersten Moment.
Kurz vor dem Einbruch der Dunkelheit haben wir es dann doch zur Lodge geschafft. Und die ist ein tolles Ding, großzügig und offen im Kolonialstil erbaut. Aber auch heute hieß es wieder früh ins Bett und morgen früh aufstehen. In dem unklimatisierten Zimmer mit den Geräuschen der Steppe vor dem Fenster war Schlafen aber nicht ganz so einfach.
Hier die Eindrücke der ersten 2 Tage Safariurlaub.
12.2.16
Zugegeben, ich war schon lang nicht mehr so aufgeregt vor einer Reise wie vor dieser. Obwohl ich ja eine voll durchorganisierte Tour von Studiosus gebucht hatte, habe ich selten so viel Überlegung in die Vorbereitung gesteckt. Das fing mit einen wahren Impf-Marathon an, ging über den Kauf der Ausrüstung, bis hin zum Kofferpacken. Oh ja, das Kofferpacken. Vom Veranstalter gab es streng einzuhaltende Richtlinien: Abmaße max. 60cm x 40cm x 30cm (gerade mal etwas größer als ein Kabinenkoffer) mit max. 15 kg Inhalt. Als ich alles was ich dringendst mitnehmen wollte neben dem Koffer ausgebreitet hatte, erkannte ich das Problem. Verschärft wurde das noch durch den Tatbestand, dass auch noch Platz im Koffer für die Winterjacke vorgehalten werden musste. Naja, irgendwie ist das dann doch hinzubekommen. ( 4 Socken für 17 Tage müssen reichen.) Später habe ich bei den erfahrenen Mitreisenden gemerkt, dass man problemlos noch deutlich leichter reisen kann.
Die Anreise war im Prinzip kein Problem. Entspannt mit der Bahn nach Frankfurt, entspannt in den Flieger, dort die ersten Mitreisenden getroffen und in einem nagelneuem Flugzeug ein paar Stunden nach Doha verbracht. Bequemlichkeit und Service waren eher so mittel, aber mit knapp 6 Stunden war die Flugzeit ja überschaubar.
Da sich kurzfristig der Anschlussflug geändert hatte, warteten nun 8 Stunden Aufenthalt. Dafür hatte der Veranstalter ein Hotel gebucht. Statt dem versprochenen praktischen Airport Hotel im Transitbereich wurden die Betroffenen in ein Hotel in der Innenstadt gebucht. D.h. also wir mussten mit allen üblichen Kontrollen nach Katar einreisen und einen Shuttlebus zum Hotel nehmen. Da am nächsten Morgen alles wieder zu erledigen war, blieben von den 8 Stunden Aufenthalt nur 3,5 Stunden im Hotel übrig.
13.2.16
Um 7:50 flog der Flieger ab und ich hatte aufgrund der absolut beschissenen Nacht schon schlechte Laune. Das Flugzeug nach Daressalam war dann der letzte Dreck. Ich habe noch nie so eng und unbequem gesessen wie dort. Meine Knie sind fast vorne angestoßen und wenn der Vordermann seinen Sitz nach Hinten gelehnt hat war sein Rückenteil gefühlt 30cm von meinem Gesicht entfernt. Hinter mir saß so ein fetter Arsch (und ich wähle meine Worte mit bedacht), der ununterbrochen auf meinen Sitz trommelte, um den Touchscreen des Entertainment-Systems zu bedienen. Das Essen war einfach nur eklig. Viele Reisende habe es komplett stehen lassen. Bezahltes Essen stehen lassen kam für mich natürlich nicht in Frage. Danach war mir schlecht. Nach 6 Stunden Flug tat mir alles weh, mir war schlecht, war vollkommen übermüdet, mir explodierte förmlich der Schädel und ich wollte einfach nur noch, dass die Reise zuende geht.
Nachdem wir unser Gepäck eingesammelt hatten, wurden wir gleich am Ausgang des Flughafens abgeholt und zum Hotel in der Stadtmitte von Daressalam gefahren. Die Fahrt durch die Stadt war der Wahnsinn. Zum einen prasselten die ersten afrikanischen Eindrücke auf einen ein. Zum anderen dauerte die Fahrt ewig, da wir auf den völlig überlasteten Straßen mehr standen als fuhren. Der höllische Verkehr mit den bunt verzierten Bussen, Menschen in traditioneller Kluft, Straßenverkäufer: jetzt geht wirklich der Urlaub los. Das Hotel war erstklassig, aber ich habe nicht viel davon mitbekommen. Ich wollte nur noch ins Bett.
So, gleich gehts los zum afrikanischen Kontinent. Hoffentlich ist der Flug einigermaßen erträglich. Der Zwischenstopp in Doha mit 8 Stunden Aufenthalt ist nicht ganz so ideal…
Leider haben sich auf der Arbeit ein paar wichtige Termine nun ungünstig mit dem gebuchten Urlaub überschnitten, so dass ich stornieren musste. Naja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.