Seit gestern abend geht ein Taifun mit orkanartigen Böen über uns hinweg und versetzt Tokyo in den Ausnahmezustand. Kein öffentlicher Transport fährt mehr und der Unterricht wurde heute auch abgesagt. Mal sehen, was ich jetzt mit der ganzen Zeit anfange…
Kendo!!
I shall dance … in Ikebukuro
Vermutlich wegen des Feiertags findet am gesamten langen Wochenende in Ikebukuro ein Folklore-Tanzfest statt. (Allerdings Folklore modern interpretiert, glaube ich.) Aber wie für so viele Dinge in Japan gilt auch hier: so richtig verstehe ich es nicht. Es ist auf jeden Fall bunt und lustig. Und es gibt Straßenstände mit lecker gegrilltem Essen.
Open-Air-Museum bei 30 Grad Celsius
Den sonnigen Samstag nutzen, um mal aus der Stadt rauszukommen klang nach einem tollen Plan. Das Ziel: das japanische Open-Air-Museum mit einer Vielzahl historischer Gebäude gelegen in einem schönen Park. Doch bei unerbittlichen 30 Grad wurde das ganze zur schweißtreibenden Arbeit. Fluchend mühte ich mich ab, die unzähligen Treppenstufen des an einem Hang gelegenen Parks zu erklimmen. Und was gab es jeweils als Belohnung zu sehen? Ein altes Haus.
Nicht falsch verstehen, das Museum ist wirklich sehenswert, aber bereits nach der Hälfte der Ausstellungsstücke trat dann doch eine gewisse Ermüdung auf.
T-Shirts!!!!!
Kann man jemals zu viele T-Shirts haben? Wenn ja, nähere ich mich der Obergrenze auf jeden Fall rapide an. Best Shop for T-Shirts: UNIQLO UT Store in Ginza.
Edo-Tokyo-Museum
Über das Museum muss ich eigentlich nichts mehr schreiben. Es ist einfach genial und ein absolutes Muss, falls man mal in der Gegend sein sollte.
Als Guide hat sich diesmal ein Herr Inoue Seiichi angeboten, der leidenschaftlich über die Einzelheiten der Geschichte Tokyos berichtet hat. Freundlich, selbstlos und zuvorkommend: Das beschreibt ihn ganz gut, denn er macht es komplett als Ehrenamt (und Trinkgeld nimmt er natürlich auch keins). Zum Abschluss hat er noch ein nettes Foto von unserer Gruppe geschossen und auf seine Homepage gestellt (http://www.hobby-elec1.org/edo/).[
Lost in Roppongi
Roppongi ist eine Ecke in Tokyo, die für ihr Nachtleben bekannt ist. Hier reiht sich Bar an Bar und Nachtclub an Nachtclub. Was auf den ersten Blick sehr attraktiv klingt, entwickelte sich aber schnell zu einer eher unschönen Erfahrung.
Erstens wird Roppongi fast ausschließlich von Touristen besucht und zweitens fühlt es sich nicht wie Japan an, sondern eine Schmuddelecke in Las Vegas. Überall stehen nigerianische Türsteher, die einen hartnäckig in Clubs ziehen oder Nutten andrehen wollen. Chris (den ich im Hotel kennen gelernt habe) und ich waren schnell genervt. Da wir etwas zu früh für den Nachtclub dran waren, nahmen wir Reißaus und gingen in die deutsche Kneipe Bernds Bar und tranken erstmal ein Bitburger.
Der Nachtclub war eher unspektakulär, obwohl hochgelobt und empfohlen. Am interessantesten war noch, dass Tanzen verboten war. Dies ist ein altes Gesetz in Tokyo, dass eigentlich keine Anwendung mehr findet. Aber wenn die Polizei einen Laden dicht machen will, kramt sie dieses raus und führt unangekündigt Razzien durch.
Um ein Uhr nachts waren wir dann wieder im Hotel und am nächsten Morgen hatte ich Kopfschmerzen.
Keine Herbstfarben in Rikugi-en
Leider hat sich die Natur noch nicht in Herbstfarben gehüllt. Daher war der Besuch des Parks Rikugi-en nicht sonderlich spektakulär (abgesehen davon, dass der Park natürlich wunderschön ist).
Shoppen bis der Arzt kommt
Einkaufen und Museumsbesuche bieten sich natürlich geradezu an, wenn es mal wieder Bindfäden regnet. Und wo geht man in Tokyo einkaufen, wenn man auf dicke Hose machen möchte? Richtige Antwort: Ginza. Hier liegen Prada, Luis Vitton, Armani usw. Tür an Tür. Kaufen kann ich da zwar nichts, schauen darf man aber mal. Also von außen, denn die Türsteher schauen so grimmig und machen mir Angst.
Allerdings scheint auch hier die Wirtschaftskrise nicht unbemerkt vorbeizugehen, denn an der ein oder anderen Stelle waren ein paar Leerstände zu sehen. Vor ein paar Jahren wäre das sicherlich undenkbar gewesen. Ein weiteres Indiz dafür ist vielleicht, dass die Türsteher an einigen Geschäften mich mit weinerlicher Stimme gebeten haben, doch mal reinzuschauen. „Bitte kommen Sie doch kurz rein, nur ganz kurz, nur zum Schauen.“ (Das ist ja fast schon wie auf der Reeperbahn, nur vermutlich teurer…)
Aber es gibt hier auch wirklich sehenswerte Dinge: z. B. sagenhafte Kaufhäuser mit Lebensmittelabteilungen bei denen auch ein KaDeWe blass vor Neid wird und im Showroom von Sony darf man mit den neusten Geräten rumspielen. Ausserdem liegt hier mein Lieblingsladen für Spielzeug in dem ich jedesmal ein Vermögen lasse. Und weil ich gerade so in Kauflaune bin, habe ich auch schon ein paar Mitbringsel gekauft (siehe Foto). Über diesen Snack zum Knabbern wird sich bestimmt jemand freuen. 😊
Und es regnet
Und es regnet und es regnet und es regnet praktisch ununterbrochen seitdem ich hier bin. Meine letzten Japanurlaube waren ja später im Jahr statt, also eher Richtung Dezember. Da das teilweise schon recht kalt war und auch nur noch die letzten Reste der Herbstfärbung zu sehen war, hatte ich mir gedacht: Jörg, biste mal schlau, fährste mal früher. Dann brauchste weniger warme Klamotten mitzuschleppen und kannst auch die Maple-Leaf-Saison voll mitbekommen.
Dass dann aber Anfang Oktober die Ausläufer der Taifun-Saison noch so deutlich spürbar sind, habe ich aus den Webseiten so nicht heraus gelesen. Also, ich bin ziemlich durchgefeuchtet und Fotos schiessen war auch noch nicht drin.
Netter Nebeneffekt: bislang wusste ich nicht, dass man hier fast überall kostenlos Regenschirme leihen kann. Praktisch. Man darf nur nicht der letzte sein, der zugreift, sonst ist eventuell nur noch ein kleiner rosa Damenschirm übrig.
Irasshaimase!
Müde, müde, müde. Oh man, der Jetlag hängt mir diesmal ziemlich in den Knochen und der Japanischkurs verlangt einem auch so einiges ab.
Den ersten Kurstag habe ich glatt verpasst, da die Schule Zeit und Ort geändert hat ohne mir Bescheid zu geben. Dafür waren sie aber so zerknirscht, dass sie mir dafür eine Privatlehrerin spendiert haben, die mit mir den Stoff nachgeholt hat. Jetzt nach dem zweiten Tag muss ich feststellen, dass die ein ordentliches Tempo vorgeben. Alter Schwede, den Stoff von mehreren Wochen VHS haken die in einer Stunde ab. Nach dem Unterricht bin ich nur kurz zurück uns Hotel, und hab mal kurz die Füße hochgelegt. Vier Stunden später bin ich aufgewacht und der Tag war vorbei… Grummel.
Ach ja, auf dem Flug hab ich eine Japanerin kennengelernt. Sie hat mir Angebote, einen Abend mit einer Geisha zu organisieren. Ich bin mir noch nicht ganz sicher was ich davon halten soll…
Erster Schultag
Ich bin gestern gut, aber ein bisschen platt, angekommen. Ohne das es geplant war bin ich gestern dabei mitten in ein japanisches Fest zu Ehren von irgendjemandem reingeplatzt. Direkt vor dem Bahnhofstation Ikebukuru sammelten sich die Massen in traditioneller Kleidung und tragen kleine Altäre umher. Interessant, aber wichtiger war natürlich die erste Portion Ramen. Eine ordentliche Schüssel voll mit scharfer, tomatenlastiger Brühe, Nudeln, aufgeschnittenen butterzarten Schweinefleisch und ein halbweiches in Sojasoße mariniertes Ei. Hammer.
So, und heute um eins geht es zur Schule. Man darf gespannt sein.
Omelett mal anders
In Japan gibt es eine Kunst, bei der Mahlzeiten besonders künstlerisch oder interessant angeordnet werden. Normalerweise finde ich das relativ eklig, aber auf der Seite http://www.wtfjapanseriously.com (übrigens sehr empfehlenswert) habe ich etwas wirklich Süßes gefunden. Na wenn das mal nicht Appetit macht.
Fotos von Japan online
Endlich habe ich es geschafft die Fotos vom Japanurlaub online zu stellen (-> Gallerie).
Und alles geht zu Ende
Alles geht einmal zu Ende, auch dieser Urlaub. Schön war es, aber jetzt ist auch gut. Geld ist ausgegeben, Souvenirs gekauft, alles gesehen und noch mehr gegessen. Dass man richtig urlaubssatt ist merkt man daran, dass man sich schon auf zu Hause freut und nicht wehmütig denkt, dass man ach so gerne länger geblieben wäre.
Der letzte Tag wurde ungewollt zu einem schönen“wrap up“. Eigentlich wollte ich in das Hara Museum of modern Art, aber das war überraschenderweise wegen Umbauten geschlossen. Eine nette Mitarbeiterin entschuldigte sich zwar sehr, hat mich aber trotzdem nicht herein gelassen. Also bin ich auf nach Roppongi in die Tokyo Midtown Mall, um ein wenig zu bummeln und das Sapporo Kunstmuseum zu besuchen. Interessanterweise lief dort gerade eine Ausstellung zum Tokaido, dem alten Pfad zwischen Tokyo und Kyoto. Teile des Pfads bin ich im Urlaub ja abgegangen und die Entstehungsgeschichte des Wegs wurde mir im Edo-Museum erläutert. Als ob es geplant gewesen wäre. Mit der Dämmerung wurde dann die Weihnachtsbeleuchtung angeschaltet, die mit 300000 LEDs aber wenig feierlich, sondern eher beeindruckend kitschig war. Japanisch halt.
Also dann bleibt mir nur noch übrig tschö und Sayonara zu sagen. Schön war’s und wird sicherlich nicht das letzte mal gewesen sein.
(Der Baum stammt übrigens aus dem Yebisu-Bier-Museum, aber das ist eine andere Geschichte.)
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