Die etwa 3-4 Stunden westlich von Tokyo liegende Stadt Nara ist eines der letzten Ziele des Urlaubs gewesen und die Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt. Kurze Geschichtsstunde: vor Tokyo und Kyoto war Nara Hauptstadt von Japan. Diesen Status hatte sie allerdings nur 75 Jahre lang. Als der Kaiser nämlich herausfand, dass seine Frau mit einem Priester rummachte, verlegte er kurzerhand erbost seinen Sitz nach Kyoto. Der Priester hat dafür bestimmt kein Lachgesicht in sein Aufgabenheftchen bekommen. Die Entscheidung des Kaisers erscheint mir aber eher unverständlich, denn in Kyoto gibt es ja noch mehr Priester…
Auf jeden Fall hat Nara aufgrund seiner Vergangenheit gewaltig was zu bieten und gleich 8 Stätte mit dem Status Weltkulturerbe können hier erlebt werden. Die Tempel und Schreine sind wirklich atemberaubend und umgeben von einer großen Parkanlage. In dem Park (und außerhalb) laufen über 1200 Rehe frei herum. Das bringt den Verkehr in der Stadt manchmal zum erliegen und Rehmist muss auch sehr häufig gekehrt werden, aber die Leute sehen die Tiere mittlerweile als Glücksbringer und Maskottchen an.
Das I-Tüpfelchen des Besuchs war allerdings, dass vom 15.-18. Dezember das Fest On-Matsuri stattfindet, eines der ältesten und höchsten religiösen Feste in Japan. Die Höhepunkte sind die Mitternachtszeremonie vom 16. auf den 17. und die festliche Parade am 17. zur Mittagszeit. Als Europäer muss ich leider sagen, dass die Mitternachtszeremonie zwar dadurch imponiert, dass sie 1200 Jahre alt ist, aber nicht durch eine besonders imposante Darbietung. Ich habe einfach zu wenig Ahnung von den hiesigen Religionen, um auch nur ansatzweise verstehen zu können, was da passiert. Gepaart mit einer Schweinekälte wurde die Veranstaltung dann irgendwann nervenaufreibend. Vermutlich geht es einem Buddhisten in einer Ostermette ähnlich. Immerhin: „Been there, done that, got the t-shirt“. Am nächsten Tag gab es dann einen wirklich sehenswerten Umzug in historischen Kostümen. Und wie könnte es auf einem Volksfest anders sein, laden jede Menge Fressbuden zum Geldausgeben ein. Was ich dann auch getan habe. Reisbällchen mit Bohmenmus, Teigbällchen mit Oktopus, Fischplätzchen was will man mehr. Interessanterweise gab es hier auch Unmengen an Ständen, die Spielzeuggewehre an Kinder verkauft haben. An mehreren habe ich sogar das G3 und das G36 entdeckt.
Alles in allem war das ein richtig gelungener Ausflug. Aber von Tempeln habe ich jetzt erst einmal genug.