Die letzten Tage habe ich einem sehr guten Freund beim Umzug geholfen. Tja, jetzt wohnt er nicht mehr in der Nachbarschaft, sondern 550 km entfernt. Das ist wohl einer der schwersten Abschiede gewesen, die ich bislang erleben musste. Auch wenn das etwas schwul klingt: ich vermisse ihn jetzt schon.
Meine Kollegen hatten mich für verrückt erklärt, als ich mir zwei Tage Urlaub für den Umzug genommen habe. Die Termine für zwei Veröffentlichungen rücken erschreckend schnell näher, am Montag findet die Konferenz statt, die ich organisiere, ein DFG-Antrag muss dringend geschrieben werden und und und. Außerdem besäße ich schon eine ordentliche Portion Chuzpe, meinen Chef in der momentanen Situation zu erklären, ich könne die Übung am Freitag aus privaten Gründen nicht halten.
Aber ich musste feststellen, dass sich meine Prioritäten ordentlich verschoben haben. Diese ganzen Punkte sind natürlich nicht unwichtig. Aber im Vergleich zu der Möglichkeit einem Freund zu helfen, rücken sie ganz weit in den Hintergrund. Ich musste herausfinden, dass mir Beruf und Karriere nicht mehr so wichtig sind, sondern dass stattdessen meine Freunde auf Platz Nr. 1 gerückt sind.
Im Nachhinein betrachtet ist es eigentlich erschreckend, dass ich erst 30 werden musste, um das festzustellen.