Auf der Fahrt gen Osten

20.2. – 21.2.2016

Weiterhin standen die Tage nun unter dem Motto „Begegnungen mit Land und Leute“. Objektiv gesehen standen die Tage manchmal eher unter dem Motto „Kilometer reißen auf den Straßen zur Ostküste“. Ein Zwischenstopp zur Übernachtung legten wir auf einer Kaffeeplantage ein. Die Führung rund um die Plantage war eher so mittel-interessant. Nur der Guide – der stellvertretende Anführer des Stammes &#*!@§ (unaussprechlicher Kehllaut) – war wirklich ein Unikat. Im Endeffekt hat er wenig über die Plantage und die Pflanzen erzählt, sondern eine Anekdote nach der anderen über die Kultur seines Stammes losgelassen. Das war wirklich eine gelungene Mischung aus Unterhaltung und Information! Nachdem uns der Guide z.B. erklärt hatte, dass die hiesige respektvolle Anrede von Frauen „Mama“ sei, war das fortan die Anrede für einige unserer Mitreisenden. Das Essen auf der Plantage war fantastisch, das Zimmer traumhaft, der Kaffee leider eher so lala. Schade, wenn er gut gewesen wäre, wäre das sicherlich ein schönes Mitbringsel geworden.

 

Zimmer auf einer Kaffeeplantage. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.
Zimmer auf einer Kaffeeplantage. (c) Jörg Neidig. All rights reserved.

Danach ging es weiter Richtung Osten zum Fuße des Kilimandscharo in ein Bergsteigerhotel. In den Unterlagen von Studiosus wurden wir schon vorgewarnt, dass das Hotel sehr einfach sein und nicht den Ansprüchen eines westlichen Urlaubers entsprechen würde. Aber eigentlich gab es dort überhaupt nichts auszusetzen. Insbesondere die Lage war toll und erlaubte morgens bei Sonnenaufgang einen unverstellten Blick auf den Gipfel des Kilimandscharo. Um noch näher mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen, hatten wir die Chance eine Wanderung durch das nahegelegene Dorf und einem pittoreskem Wasserfall zu machen. Zwar sind wir auf der Wanderung auch in ein kleines Naturhistorisches Museum gegangen, interessanter waren aber die eher zufälligen (?) Begegnungen. So zum Beispiel saß eine Frau vor Ihrer Hütte beim Kochen eine Eintopfs und sie erklärte uns freudig, was und wie sie koche. Einige jungen Leute ließen uns bereitwillig von ihrem selbstgebrautem Bananenbier probieren. Zum Dank steckte ihnen unsere Guide Sonja einen kleinen Schein zu. Als wir um die Ecke gingen und noch deren Jubelschrei hörten, meinte Sonja nur: „Uups, war wohl etwas zu viel.“

Abends feierten wir noch feuchtfröhlich den Geburtstag von Sonja und Marie. Als es uns in der Bar zu ungemütlich wurde, verlagerten wir die Feier in einem privateren Kreis (zu dritt) auf Maries Balkon. Das war echt ein schön entspannter Abend und auch im nachhinein kann ich nur betonen wie gut und wichtig es war auf der Gruppenfahrt Mitreisende gefunden zu haben, die auf der selben Wellenlänge lagen. Spät am Abend beschloss ich dann irgendwann doch noch mein eigenes Zimmer aufzusuchen, aber ich fand es nicht. Ordentlich angeheitert lief ich mehrmals durch das verwinkelte Hotel. Ich lief alle Gänge und Etagen ab aber ich fand mein Zimmer nicht. Irgendwann beschloss ich (immer noch sehr angeheitert) systematisch vorzugehen und alle Schritte von der Rezeption zum Zimmer zu wiederholen. Das funktionierte aber nicht, da ich immer wieder an verschlossenen Türen oder Gangenden landete. Irgendwann begann ich an mir zu verzweifeln und suchte die Nachtwache auf. Diese war wohl auch neu, denn sie wanderte mit mir auch nochmal alle Gänge und Ebenen ab und griff sich verwundert an den Kopf. Schlussendlich weckte die Wache den Portier auf, der dann das Rätsel auflöste: Abends wurde der gesamte Hotelflügel, in dem mein Zimmer lag, abgeschlossen. Seltsam.

Ebenfalls Teil der Begegnungen war ein Besuch eines Dorfkrankenhauses (Rhotia Health Center).

Schwester Agatha leitet das Rhotia Health Center in Tansania. Picture (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.
Schwester Agatha leitet das Rhotia Health Center in Tansania. Picture (c) by Jörg Neidig. All rights reserved.

Das Krankenhaus wurde in den sechziger Jahren (oder etwas später – hab ich nicht richtig verstanden) von Schweizer Ordensschwestern gegründet. Die Leitung des Krankenhauses obliegt noch immer einer der Schwestern, der mittlerweile über achtzig Jahre alten Schwester Agatha. Am Anfang kam es mir etwas merkwürdig vor, als Tourist mit der teuren Spiegelreflex vor der Brust und Safarikleidung von Jack Wolfskin am Leib durch die Räume zu tapern und Fotos von erbärmlichen Krankenzimmern zu machen. Aber Schwester Agatha war so herzlich und hat so offen und begeistert über das Erreichte, die Pläne für die Zukunft und Probleme geredet, dass sämtliche Berührungsängste verflogen. Kein Thema war tabu und es war schon erstaunlich zu hören, wie offen und gelassen die Schwester über Korruption bei Steuergeldern, Diebstahl von Laborgeräten und den Auswirkungen von Krankheiten wie AIDS und Malaria plauderte.

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